Frankfurter Start-up Veynou : Echter Luxus aus dem Labor
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Im Showroom von Veynou: Diamantschmuck wird hier für eine breitere Masse zugänglich gemacht. Bild: VEYNOU GmbH
Das Frankfurter Start-up Veynou verkauft Schmuck mit laborgezüchteten Diamanten. Das Symbol für die Liebe bekommt dadurch eine weitere Bedeutung – und wird zum nachhaltigen Luxus für die Ewigkeit.
„Schau mal, da wirst du fast blind“, sagt Paulina Kurka und bewegt das Collier langsam hin und her. Die einfallenden Sonnenstrahlen brechen auf den kleinen Steinchen – das bunte Glitzern zieht alle in seinen Bann. „Wie eine Discokugel“, ergänzt Cem Dogan. Auch ihm fällt es schwer, seinen Blick zu lösen. In Paulina Kurkas Händen funkelt einer der größten laborgezüchteten Diamanten der Welt: 8,5 Karat, eingefasst in 18 Karat recyceltem Weißgold.
Das „Gaia-Collier“ liegt normalerweise nicht einfach so im Showroom von Veynou in der Frankfurter Innenstadt. Es kostet 150.000 Euro. „Aber man muss den Schmuck erlebbar machen“, sagt Phillip Deml. Der Einunddreißigjährige weiß, wovon er spricht.
Vor mehr als zwei Jahren ist er das erste Mal auf laborgezüchtete Diamanten gestoßen, da war er auf der Suche nach dem perfekten Verlobungsring für Kurka. Er selbst beschreibt es als „Heureka-Moment“, als er gemerkt hat, dass so etwas überhaupt möglich ist: „Man denkt, Diamanten können nur in der Erde entstehen, aber es geht eben auch anders.“
Die Verlobung war der Startschuss
So unauffällig wie möglich hat er seiner Freundin von dieser Entdeckung erzählt. Zu groß war die Angst, dass sie auf einen „richtigen“ Diamanten aus der Mine bestehen könnte. Kurka war sofort begeistert und Deml davon überzeugt, dass der romantische Gedanke hinter Diamanten nicht durch ihre Herkunft kommt. Obwohl Paulina Kurka mit einem Antrag gerechnet hat, war er Anfang 2021 doch eine Überraschung für die Neunundzwanzigjährige – und gleichzeitig der Startschuss für Veynou.
Der Ring machte sie zur Mitgründerin des neuen Start-ups ihres Verlobten. Deml kennt die Szene bereits. Gemeinsam mit Cem Dogan gründete er 2019 „Flapgrip“. 2020 waren sie mit der multifunktionalen Smartphone-Halterung zu Gast bei „Die Höhle der Löwen“ und gewannen Ralf Dümmel als Investor. „Flapgrip existiert noch, ist aber nicht mehr unser Fokus“, erklärt Deml. „Der liegt gerade auf dem, was wir lieben – und das ist Veynou.“ Deml und Dogan sind nicht nur Geschäftspartner, sie verbindet auch eine langjährige Freundschaft: „Da redet man offen über alles und teilt seine Ideen“, sagt Deml. Veynou war so eine Idee und ließ beide nicht mehr los – kein Wunder also, dass Deml seinen Freund Dogan auch bei diesem Projekt an seiner Seite haben wollte.
„Match made in a lab“
Als Quereinsteiger holten sie sich schon für Kurkas Verlobungsring starke Partner an ihre Seite, die sich mit Schmuck auskennen. Das Familienunternehmen Rauschmayer aus Pforzheim stellt seit einem halben Jahrhundert Trau- und Verlobungsringe her – und ist mit Experten auf der ganzen Welt vernetzt. Rauschmayer produziert seitdem nicht nur für Veynou, sondern ist auch am Unternehmen beteiligt. „Match made in a lab“, wie Deml sagt.
Dort, im Labor in Pforzheim, entstehen die Diamanten. Ihre chemischen, physikalischen und optischen Eigenschaften entsprechen denen von Steinen aus der Mine. Deshalb wäre es falsch, von künstlichen Diamanten zu sprechen. „Der Prozess, der normalerweise in der Natur abläuft, wird im Labor nachgebildet. Es entsteht ein Stein, der zu einhundert Prozent ein Diamant ist, der genauso verarbeitet werden muss, wie einer aus der Mine“, erklärt Deml.
Atomregen im Labor
Um so einen Rohdiamanten zu bekommen, werden zurzeit zwei Synthesetechniken angewandt. „Man sagt ja immer, Diamanten entstehen unter Druck“, dem komme das „HPHT“, kurz für „High Pressure, High Temperature“-Verfahren am nächsten, erklärt Dogan. In großen industriellen Pressen wird – durch Druck und hohe Temperaturen – aus reinem Kohlenstoff Diamanten.